Rubin

Weeds are flowers too, once you get to know them. - A. A. Milne

Rasse: Appaloosa-Pony-Mix
Geboren: ca. 1992

Rubin und meine Wege kreuzten sich erstmals im April 2007, als ich ahnungslos eine Reitbeteiligung auf ihm begann. Schnell präsentierte Rubin all die tollen Tricks die er drauf hatte: Er fand es lustig vor mir wegzulaufen, er fand es lustig sich beim Führen loszureißen und dann weiter vor mir wegzulaufen, er fand es lustig an bestimmten Stellen einfach nicht weiterzugehen, er fand es lustig durchzugehen, er fand es lustig einfach nicht den Hof zu verlassen... Rubin hatte wirklich ziemlich viele wirklich interessante Eigenarten, die ich für mich alle irgendwie lösen konnte. Ich galt bald als Rubinflüstererin, denn ich war die einzige die ihn problemlos von der Weide holen konnte ohne dass er weglief oder sich losriss, ich war die einzige die ihn in der Gruppe ausreiten konnte und das sowohl vorne als auch hinten. Nur eines konnte ich nicht: Ihn allein ausreiten. Er ging mit mir vom Hof, aber an bestimmten Stellen beschloss er einfach umzudrehen, durchzugehen und nach Hause zu rennen.

Im September 2008 ging ich für 6 Monate nach Irland und arbeitete mit sogenannten Irish Huntern. Als ich im April 2009 zurückkam, kam es mir absurd vor mich von so einem kleinen Zwerg veräppeln zu lassen. Wir also los ins Gelände, Rubin bleibt stehen, legt seine 180 Grad Drehung hin, ich beuge mich vor, greife ins Gebiss und reiße ihn wieder rum. Das war der letzte Versuch den er jemals unternommen hatte mir durchzugehen. Das Thema war von da an Geschichte. Das einzige was ich nach wie vor ab und zu hatte, war das er nicht weitergehen wollte. Wir standen dann 20 Minuten auf der Stelle und haben diskutiert bevor wir endlich irgendwo abgebogen sind.

Aber ich bekam Hilfe in Form einer netten Forenbekanntschaft die sich sehr gut mit NHS auskannte und mir Tipps gab was ich in solchen Situationen tun konnte. Siehe da, nach zwei oder drei Malen hatte sich das auch erledigt. Man konnte Rubin als sehr lauffreudiges, aber weitestgehend normales Pony bezeichnen was zumindest bei mir im Umgang eigentlich recht unauffällig war.

Im Dezember 2009 hörte ich erstmal vom Distanzreiten, eine Sportart, die für mich und Rubin ja wie geschaffen schien. Also starteten wir im Mai 2010 unseren ersten Distanzritt über 30km, die Ostseedistanz. Alle prophezeiten mir Unheil, aber Rubin zeigte sich von seiner besten Seite.

Im gleichen Jahr im Juli startete ich 41km beim Armin's Race in Meck-Pom. Mittlerweile ritt ich den ehemaligen Durchgeher sogar gebisslos mit Bitless Bridle, auch auf dem Distanzritt. Rubin war auf diesem Ritt ziemlich heiss, lies sich aber gut einfangen und auch dies war ein toller Ritt.

Das einzige was mir immer den Spaß versaute war die Tatsache, dass Rubin sich nicht verladen lies. Schon Tage vor dem nächsten Distanzritt dachte ich mit Graus an das Verladen und wenn wir dort waren, dachte ich mit Graus an das Verladen für die Rückfahrt. Hinzu kam, dass ich keinen Hängerführerschein hatte, ich also darauf angewiesen war, dass mich jemand fuhr, was die ohnehin hohen Kosten noch erhöhte.
Also begann ich im Führjahr 2011 mit meinem Hängerführerschein. Außerdem lies ich einen Verladetrainer für Rubin kommen, denn das war echt kein Zustand. Trotz Zweifler auch hier, nach zwei Stunden gewaltfreiem Training ging der Zwerg auf den Hänger als hätte er nie etwas anderes getan - bis heute. Zur Immenhofdistanz im Mai über 32km wurde ich noch ein letztes Mal gefahren.

zur Globetrotter Challenge im Juli in Luhmühlen fuhr ich dann das erste Mal alleine :). Leider hatten Rubin und ich hier Pech, der neue Sattelgurt (passend zum neuen baumlosen Sattel) scheuerte und so scheideten wir nach den ersten 20km aus. Trotzdem war es ein toller Ritt.

2012 sollte unsere letzte Saison werden. Wir starteten im März erfolgreich 38km in Fischerhude bei Bremen, aus Versehen sind wir sogar 8km mehr geritten als nötig ;) Jetzt nicht mehr beschlagen, sondern hinten mit Hufschuhen.

Im Mai sind wir die 61km in Aukrug gestartet, ich war am Ende echt platt, aber das Pony ist es locker fröhlich gelaufen. :)

Im September 2012 bin ich dann doch recht überraschend umgezogen und am 1.10. habe ich Rubin hinterher geholt. Er war nur als Distanzpony und mit mir wirklich glücklich, also sollte ich ihn mitnehmen. Wir sind zunächst in einen Offenstall nach Barum gezogen und da ich im Frühjahr 2013 mündliche Abschlussprüfung hatte, sind wir erstmal nicht gestartet. Ich wollte dann im Sommer, aber Rubin ist mit Einbruch des Frühjahrs immer mehr gestolpert und lief zwar noch seine 10km Runden, aber nicht mehr so übereifrig. Außerdem fühlte ich mich in dem Stall nicht mehr wohl, so dass wir im September 2013 nach Scharnebeck umgezogen sind und in dem Jahr irgendwie keine Zeit für Distanzritte blieb. Über den Winter hat Rubin MSM, Ingwer und Teufelskralle bekommen und war relativ unauffällig zu reiten, das Stolpern verschwand. Die Teufelskralle habe ich im Frühjahr 2014 abgesetzt und mit MSM und Ingwer hatten wir einen unauffälligen Sommer. Wir sind auch noch einen Kartenritt über 15km gestartet, bei dem Rubin wieder das Distanzpony hat raushängen lassen. ;)

Sobald im Oktober der Herbst mit Kälte und Feuchtigkeit einsetzte war jedoch ein leichtes Ticken da und auch wieder das Stolpern. Rubin wird im Winter 14/15 nur durch Spaziergänge, Joggen und kleine ruhige Ausritte bewegt und ist seitdem ganz klar wieder ein reines Freizeitpony. Ich muss auch ehrlich sagen, dass mir für das zeitintensive Distanztraining auch keine Zeit mehr bleibt und ich froh bin wenn Zeit für einen entspannten Ausritt drin ist. Der Sommer 2015 ist gut verlaufen mit einem lauffreudigen Pony ohne Ticken und Stolpern, allerdings bekommt er seit dem Frühjahr die Maximaldosis MSM, Ingwer, Teufelskralle und Hagebutte. Seit Herbst 2015 unterstützen mich zwei junge Mädels dabei den alten Herrn fit zu halten und auch hier zeigt er sich von seiner besten Seite. Es geht ihm deutlich besser als letzten Herbst und somit verschieben wir das mit der Rente noch ein Weilchen getreu dem Motto "Wer rastet der rostet".

Rubin ist mit mir 202km in der Wertung gelaufen und viele viele viele Kilometer im Training. Die Distanzritte und das Training darauf haben uns zusammen geschweisst und Rubin eine Aufgabe gegeben, die er früher vermisst hat. Heute glaubt mir niemand mehr, wie dieses Pony früher drauf war. ;) Er ist ein artiger, ruhiger Herr geworden, der alles mit macht und absolut verlässlich ist.